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Buch

 

büffelmilch und fladenbrot

Büffelmilch und Fladenbrot von Gabriel Anwander (Herausgeber), Gritli Schmied (Autor)

Um es vorwegzunehmen: Gritli Schmied ist meine Mutter. Ihre Kindheit in St. Gallen wurde geprägt durch die Wirtschaftskrise der dreissiger Jahre und durch den Krieg mit seinen erdrückenden Auswirkungen auf die Schweiz. Im Alter von siebenundzwanzig Jahren kehrte sie ihrer Heimat den Rücken, um an der Seite ... [mehr lesen]

Das Buch kann bei Ex Libris oder Amazon bestellt werden.

 

(13. Januar 1923 – 30. August 2022)

 

 

Gritli Schmied wuchs in St. Gallen in bescheidenen Verhältnissen mit sieben Geschwistern auf. Sie war eine gute Schülerin und sie liebte das Turnen. Das Rad konnte sie so oft hintereinander machen wie keine andere in ihrer Klasse.


Ihre Mutter war berufstätig und so musste sie nach der Schule für die Eltern und ihre Geschwister den gesamten Haushalt führen. Bis zu ihrer Heirat arbeitete sie ohne Lohn für die Familie. Schon bald nach der Geburt ihres ersten Kindes reiste sie zusammen mit ihrem Mann und ihrem Sohn nach Brasilien aus. Sie hatten grosse Hoffnung mit einer Kaffeeplantage erfolgreich zu werden.

 

gritli schmied indienReich an Erfahrung und mit einschneidenden Erlebnissen, die ein Leben unter kargsten Bedingungen mit sich bringt, kam sie aus wirtschaftlichen Gründen Mitte der 50er Jahre wieder in die Schweiz zurück. Ihr Organisationstalent, ihre Kreativität und vor allem ihr Humor halfen ihr, den Alltag mit ihren acht Kindern gut zu meistern. Auch in dieser Zeit lebte sie mit ihrer Familie in äusserst bescheidenen Verhältnissen, strahlte aber stets eine ansteckende Zufriedenheit und Lebensfreude aus.


Mitte der 60er Jahre gewann sie bei einem Preisausschreiben eine Weltreise. Wie sie sich über diesen Gewinn freute! Das Leben der Strassenkinder in Kalkutta, denen sie auf dieser Reise begegnete, hatte sie tief beeindruckt und die Bilder hatten sie nicht mehr losgelassen. Zurück in der Schweiz hatte sie sich vorgenommen, einigen dieser Strassenkinder zu helfen. Nur zu gut konnte sie nachfühlen, was es heisst, mit solchen Entbehrungen leben zu müssen. Im nächsten Jahr kam ihr jüngstes Kind zur Welt. So dauerte es noch eine Weile, bis sie ihr Vorhaben umsetzen konnte.
Sie verlor es aber nie aus den Augen und nutzte diese Zeit gut. Von der Tatsache, dass sie selbst mit dem Existenzminimum haushalten musste, liess sie sich nicht entmutigen. Sie fand Arbeit bei einer Exportfirma in der Stadt als Raumpflegerin. Müde von der täglichen Arbeit im eigenen Haushalt mit acht Kindern, aber motiviert von ihrem innigen Wunsch helfen zu können, ging sie während mehreren Jahren abends dieser Arbeit nach. Auch der Minimallohn schreckte sie nicht ab. Der monatliche Sparerfolg war klein, doch sie hielt durch und brachte das nötige Geld zusammen.


gritli jobat indien

Unzählige Hürden musste sie überwinden, bis es endlich so weit war und sie die erste Reise nach Indien antreten konnte um zu helfen. Dank ihrer grossen inneren Anteilnahme und einem Willen, der durch Rückschläge nur noch stärker wurde, hat sie es geschafft. Ein paar Jahre später reiste sie mit Koffern voller Hilfsgüter und einem Herzen voller Freude helfen zu können, ein zweites Mal nach Indien, um den Ärmsten Linderung zu bringen.


Zurück in der Schweiz erzählte sie bildhaft, ausführlich und sehr einfühlsam von ihren Erlebnissen und Beobachtungen in Indien. Der Spenderkreis wuchs. Viele Menschen haben Gritli Schmied beim Umsetzen ihrer wohltätigen Arbeit unterstützt - finanziell, materiell, ideell und praktisch vor Ort. Von da an nahm das Hilfswerk seinen Lauf. Ohne es voraus sehen zu können, hat Gritli Schmied so Schritt für Schritt ein wunderbares Werk aufgebaut. Ein Werk, das unzähligen Menschen Leben, Mut, Zuversicht, Gesundheit, Bildung, eine Zukunft und Wertschätzung gebracht hat.


Ihr waren die Spender stets sehr wichtig. Als sie ihr Werk noch selber verwaltete, empfand sie bei jeder Spende stets eine tiefe Dankbarkeit und eine grosse Freude, weil sie schon im Voraus wusste, was sie damit in Indien bewegen konnte. Sie war immer wieder aufs Neue berührt über das Vertrauen, das ihr die Spender entgegenbrachten - das hat sie angespornt und ihr Kraft gegeben.

Die letzten drei Jahre lebte Gritli in einem Wohn- und Pflegeheim in Flawil. Ihre freundliche Art, ihre entschlossen positive Einstellung dem Leben gegenüber und ihr aussergewöhnlicher Humor wurden von den Betagten wie auch von den Angestellten im Heim überaus geschätzt.

Am Dienstag, den 30. August 2022 hat ihr grosses Herz aufgehört zu schlagen.

Das von Gritli gegründete Hilfswerk ist weiterhin in Jobat aktiv. Für die nötigen Hilfsgelder sind wir auf treue Freunde, grosszügige Spenden, Patenschaften und spontane Geldgeber angewiesen. Danke, wenn auch Sie uns unterstützen.

 

gritli birthday

 

"Ich sehe die tiefe Not der Menschen - und nicht den Tropfen auf dem heissen Stein"

 

Gritli Schmied